Der erwachsene Mensch aus der Sicht eines Freimaurers

Vortrag unseres Br. Hans Werner Stöckigt

Bei diesem „Vortrag“ gehe ich von dem Bild und der Vorstellung erwachsener und im Leben vorbildlich handelnder Menschen aus – vielleicht ein wenig „kühn und leichtsinnig“.

Wenn man mich fragt, was denn ein Erwachsener sei- antworte ich, daß ich es auch nicht so genau weiß!

Ich beschreibe einen Erwachsenen als jemanden, der bereit und in der Lage ist, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.

  • Einer der sich innerlich engagiert und vernünftig handelt.
  • Einer, der tut, was jetzt und hier getan werden muß und nicht wartet, bis es jemand anordnet.
  • Einer, der sich selbstkritisch sieht und Kritik annehmen kann, ohne sich persönlich angegriffen zu fühlen und beleidigt zu sein und einer, der Kritik üben kann, ohne zu verletzen.
  • Einer, der bereit ist Fehler einzugestehen und aus Fehlern zu lernen.
  • Einer, der seine Arbeit tut, aber sich zugleich als Teil eines größeren Ganzen fühlt, wissend- daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.
  • Einer, der sich in ein größeres Ziel eingebunden fühlt und zur Zusammenarbeit bereit ist.
  • Einer, für den Arbeit nicht Last oder Mühsal ist, sondern Teil eines erfüllten und ganzheitlichen Lebens, für den das Leben nicht erst in der Freizeit beginnt.
  • Einer, dem es Freude macht, gute Arbeit zu tun.
  • Einer, der sich selbst kennt- sich seiner selbst bewusst ist und seine Eitelkeiten überwunden hat.
  • Ein Erwachsener ist auch einer, der offen ist für Neues und Anderes, der stets lernbereit ist, lernfähig bleibt und Vorurteile überwindet- einer, der nicht glaubt „fertig“ zu sein und eine abgeschlossene Meinung zu haben – einer, der noch „berührt“ sein kann.
  • Ein erwachsener Mensch ist auch einer, der Mut hat, spontan ist, Freude am Leben hat, bewusst intensiv lebt und sensibel ist für seine Mitwelt, für die Tiere und für alles lebende um sich herum.
  • Ein Erwachsener ist ein integrer Mensch, der seine innere Ordnung gefunden hat.
  • Ein Erwachsener ist auf dem Wege – auf der Suche!   E i n       M e i s t e r   i s t   –       w e r   ü b t !

 

Das bisher beschriebene Bild eines „Erwachsenen“ ist ein „Wunschbild“! Das weiß ich wohl!

Ich weiß auch, daß wir weit von solch einem Idealbild entfernt sind.

Man kommt aber näher an ein solches Ziel heran- wenn man sich auf den Weg und auf die Suche macht. Für die Freimaurer ist es die Arbeit am rauen Stein.

Erwachsen sein ist aber auch nicht nur stumpf in den Tag hineinleben – und das tun, was alle tun-alles das, was in irgendwelchen Richtlinien und Anweisungen steht und vom Vorgesetzten angeordnet wird.

Es ist auch nicht zu schaffen, wenn man nur auf den Feierabend wartet, auf den gefüllten Kühlschrank, auf das Fernsehen, auf das nächste Wochenende und den nächsten Urlaub.

Manche Menschen in unserem Kulturkreis und besonders in der heutigen Zeit trauen sich nicht, erwachsen zu werden, vertrauen nicht auf ihre eigene Kraft und ihr eigenes Urteil, bleiben lieber Kinder und warten, was man ihnen sagt.

Was man ihnen nicht sagt, tun sie dann auch nicht- oder sie tun das, was sie nicht tun sollten.

Uns als Freimaurer ist es bewußt, daß Verbesserungen nur durch „Ü b e n“ zu erreichen ist. Der Weg vom Lehrling über den Gesellen zum Meister ist uralt und hat seine „alten Weisheiten“.

Man kann es so ausdrücken:

Die Freimaurerei ist das erfolgsreichste Persönlichkeitstraining der Weltgeschichte mit langer Referenzliste prominenter Brüder“.

 

Dieses Erleben ist notwendig um den komplexen und langwierigen Prozess der Selbsterkenntnis und Verbesserung anzustoßen – und – viel wichtiger- auch in Gang zu halten!

Diese Zusammenhänge bis hin zum „Üben“ im Ritual und in der Gesellschaft sind am besten im Dialog zu erklären.

Deshalb nicht lange warten – es einfach tun!

Quellennachweis:

Karl Ludwig Schweisfurth; „Auf der Suche“; Heinrich Hugendubel Verlag; München,  Seite 51-54

Br. Philip Militz; Logen-Öffentlichkeitsarbeit