Arbeit

Die praktische Arbeit der Freimaurer

Die Freimaurerei stammt aus weit zurückliegenden Zeiten. Ist es jemals in der Geschichte gelungen, freimaurerische Ideen in die Praxis umzusetzen?

Dafür gibt es viele Beispiele. Friedrich n. von Preußen (der Große) machte sein Staatsgebiet durch die Abschaffung von Folter und Gottesurteil als Mittel der Wahrheitsfindung zum ersten Rechtsstaat in der modernen Geschichte. Durch die Einführung von Glaubens- und Gewissensfreiheit trug er wesentlich zum Toleranzgedanken bei. Die Verfassung der USA mit ihrer Verankerung von Menschenrechten und Gewaltenteilung ist das Werk englischer, französischer und deutscher Freimaurer – die Namen Benjamin Franklin, George Washington, der Marquis de Lafayette und Friedrich Wilhelm von Steuben mögen hier stellvertretend genannt werden. Die meisten Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung waren Freimaurer. Diese Grundsätze gelangten über die Französische Revolution, die Paulskirchenversammlung von 1848 und die Nationalversammlung von 1919 bis in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland unter aktiver Mitwirkung von Freimaurern. Freiheitskämpfer auf allen Kontinenten, wie Simon Bolivar, Lajus Kossuth, Giuseppe Garibaldi, Gebhardt Leberecht Fürst von Blücher, Gerhard von Scharnhorst, Graf Neidhart von Gneisenau und der Freiherr von Stein gehörten ebenso zu ihnen, wie zahllose Vertreter des Geisteslebens von Mozart über Lessing, Goethe, Fichte, Herder, Wieland, Claudius und Chamisso bis hin zu Carl von Ossietzky und Tucholsky.

Wie steht es heute mit der Verwirklichung freimaurerischer Ideen durch Zeitgenossen?

Auch nach weitgehender Verwirklichung der Menschenrechte in Verfassung, Gesetzgebung und Rechtsprechung ist der Kampf gegen Intoleranz und gegen jede Art von Gewalt, gegen Missachtung der Menschenwürde, gegen Klassen- und Rassenhass, in unserer Gesellschaft keineswegs beendet. Dieser Kampf wird, ebenso wie der Kampf gegen die Naturgewalten, wohl nie enden. Deutsche Freimaurer finden sich unter Staatsmännern, Abgeordneten, Schriftstellern, Gewerkschafts- und Wirtschaftsführern aller Parteien.

Die Namen weltbekannter Freimaurer der Gegenwart reichen von Vertretern der Politik über das Wirtschaftsleben zu Wissenschaftlern des Geistes und der Materie.

Worin besteht denn nun eigentlich die Arbeit in der Loge?

Als Arbeit verstehen wir die rituellen Zusammenkünfte in unserem Versammlungsraum, den wir als Tempel bezeichnen. Diese Arbeiten sind je nach Lehrinhalt in Erkenntnisstufen -Grade- unterteilt. In der Johannisloge heißen diese in Anlehnung an die Gebräuche der Steinmetze und des Handwerks Lehrling, Geselle und Meister. Als »ewig Suchende« beschreiten Freimaurer einen langen Weg der Umkehr zu Selbsterkenntnis und Selbstverständnis.

Gibt es darüber hinaus noch andere Formen praktischer Arbeit in Ihrer Loge?

Aus dem Prinzip der brüderlichen Nächstenliebe entspringt der Grundsatz der Caritas. In unserer Loge werden Beiträge für den Wohltätigkeitsverein der Großen Landesloge aufgebracht. Auch in unserem Sozialstaat ist materielle Hilfe nötig. Mit der Zinnendorf Stiftung beispielsweise, einer von der Grossen Landesloge getragenen Einrichtung für schwerstbehinderte junge Menschen haben wir eine in der Bundesrepublik einmalige Einrichtung geschaffen. Doch noch wichtiger ist die geistige Hilfe, die Zuwendung zum Nächsten der allein ist. Dies erfordert Gespräche voller Geduld und Liebe und es kostet Zeit. Diese Zeit bringen wir auf.